Der Wäldchestag – Ein Frankfurter Fest mit langer Geschichte
Einmal im Jahr wird der Frankfurter Stadtwald zum Treffpunkt für Jung und Alt. Am Dienstag nach Pfingsten feiern die Frankfurter ihren traditionellen Wäldchestag. Dieses Fest hat eine lange Geschichte – auch wenn sich ihr genauer Ursprung nicht eindeutig belegen lässt.
Zwei mögliche Ursprünge
Forscher vermuten zwei mögliche Ursprünge für das beliebte Fest. Einerseits geht man davon aus, dass der Wäldchestag mit den alten Handwerkerumzügen zu Pfingsten zusammenhängt. In der Zeit, als Frankfurt noch eine freie Reichsstadt war, begann das Verwaltungsjahr am 1. Mai. Das bedeutete: Neue Amtszeiten für die Zunftmeister – und ein guter Grund zu feiern. Die Handwerker hielten Feste und zogen durch die Straßen.
Andererseits könnte der Wäldchestag auch auf einen alten ländlichen Brauch zurückgehen. Früher wurde das Vieh nach Pfingsten zum ersten Mal auf die Weide getrieben. Knechte und Mägde begleiteten das Vieh und nutzten den Tag für ein gemeinsames Essen im Grünen. Hinweise auf diesen Brauch gibt es bis heute – zum Beispiel im Frankfurter Straßennamen „Pfingstweide“, der schon um das Jahr 1300 erwähnt wurde.
Ein moderner Feiertag mit Tradition
Heute ist Frankfurt eine internationale Großstadt. Viele Menschen arbeiten in Unternehmen, die keinen Feiertag zum Wäldchestag gewähren. Trotzdem halten viele Frankfurter an der Tradition fest. Wer nicht tagsüber frei hat, trifft sich nach der Arbeit mit Freunden oder Kollegen zum Feiern im Stadtwald. In den Biergärten wird angestoßen, unter den Bäumen wird gelacht und gesungen. Viele Familien nutzen das Pfingstwochenende für einen Ausflug ins Grüne – und machen den Dienstag zum Höhepunkt des Festes.
Ein Beweis dafür, wie sehr der Wäldchestag zur Frankfurter Kultur gehört, ist das Gedicht Wäldchestag des Heimatdichters Friedrich Stoltze. Er schrieb es bereits im Jahr 1853.
