Neues Kinder- und Jugendtheater im Zoogesellschaftshaus

27.08.2019 | 10:21 Uhr

Frankfurt erhält ein Kinder- und Jugendtheater im Zoogesellschaftshaus. Dies hat der Magistrat in seiner zweiten Sitzung nach der Sommerpause am Freitag, 23. August, beschlossen. „Das ist ein Meilenstein für Frankfurts kulturelle Zukunft. Damit löst die Römerkoalition ein zentrales Versprechen ein: Ein lang gehegter Wunsch für die kulturelle Bildung der kommenden Generationen unserer Stadt wird Wirklichkeit“, erklärt Kulturdezernentin Ina Hartwig auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Mitgliedern des städtischen Lenkungskreises für das Kinder- und Jugendtheater. Die Aufnahme in den Koalitionsvertrag und der anschließende Prüfauftrag der Stadtverordnetenversammlung, das ohnehin sanierungsbedürftige Zoogesellschaftshaus als Ort für das Theater zu untersuchen, führten zu der Entscheidung des Magistrats. „Den Bedarf eines eigenständigen Kinder- und Jugendtheaters formulierten seit vielen Jahren große Teile der kulturellen Stadtöffentlichkeit und der freien Szene. Das neue Theater soll ein offenes Haus für alle Kinder und Jugendliche werden, in dem zeitgemäße und zeitgenössische darstellende Kunst erlebbar wird“, sagt Ina Hartwig. Die abschließende Entscheidung des Stadtparlaments über die Vorlage des Magistrats wird in den nächsten Monaten erwartet.

Das Kinder- und Jugendtheater ist nicht nur Teil des Koalitionsvertrages der Römerkoalition, sondern auch ein erster Schritt zur Weiterentwicklung des Zoogeländes insgesamt. Kulturdezernentin Hartwig hatte im Frühjahr ihre Gesamtvision zur Weiterentwicklung des Areals skizziert, die neben der Erneuerung der Zooanlagen auch den Vorschlag für ein neues Zentrum für den globalen Artenschutz am Osteingang des Zoos beinhaltet.

„Mit diesem Beschluss gehen wir auch die von langer Hand geplante Sanierung des Zoogesellschaftshauses von 1876 an, das ein Wahrzeichen unserer Stadt darstellt. Als Heimat für das neue Kinder- und Jugendtheater und Angebote des Zoologischen Gartens wird es zum Identifikationsort mit generationenübergreifender Anziehungskraft, denn ein gutes Kinder- und Jugendtheater ist immer auch ein Theater für die ganze Familie. Neben dem Zoo mit der Zoologischen Gesellschaft entsteht hier eine weitere wichtige Bildungseinrichtung, welche die Attraktivität unserer Stadt für Familien und Schulen aus Frankfurt und dem Umland erhöht“, sagt Nils Kößler, der in Vertretung für Lenkungskreismitglied Thomas Dürbeck teilnahm.

„Mit der Entscheidung für ein Kinder- und Jugendtheater schließen wir in Frankfurt endlich eine seit langem bestehende Lücke in der Kinder- und Jugendkultur. Mit interaktiven Angeboten und Theaterworkshops sorgen wir für Bildung und soziale Teilhabe. Wir wollen so auch die vielen Kinder und Jugendlichen erreichen, denen der Zugang zu Theater und darstellender Kunst bislang verschlossen bleibt“ sagte Renate Wolter-Brandecker, Mitglied im Lenkungskreis.

„Das eigenständige Kinder- und Jugendtheater muss ein offenes Haus werden. Ein Ort, in welchem sich junge Menschen selbst kreativ entfalten können, sie selbst Teil des produktiv-künstlerischen Prozesses eines Theater werden können. Selbst Illusionen zu erzeugen und gleichzeitig zu lernen diese zu durchschauen, ist für uns konzeptionell zentral. Im digitalen Zeitalter sind analoge Räume, ja die Magie des Theaterraumes vielleicht so wichtig wie nie“, sagte Sebastian Popp, Mitglied im Lenkungskreis.

„Zoogesellschaftshaus als Kulturort dauerhaft gesichert“
Die bisherigen Berechnungen gehen davon aus, dass die ohnehin dringend notwendige Sanierung des Zoogesellschaftshauses in jedem Fall 35 bis 38 Millionen Euro kosten würde. Der Einbau des Kinder- und Jugendtheaters schlägt zusätzlich mit 13 bis 14 Millionen Euro zu Buche. Insgesamt könnten also Baukosten von 48 bis 52 Millionen Euro anfallen. „Das Zoogesellschaftshaus ist für ein Kinder- und Jugendtheater bestens geeignet: der zentrale Standort, die Erreichbarkeit und der repräsentative Charakter des Hauses sind optimal. Der öffentliche Charakter des Gebäudes wird als Kulturort zurück gewonnen und dauerhaft gesichert“, sagt Hartwig. „Gerade mit Hilfe der darstellenden Künste können junge und jüngste Menschen eigene Erfahrungen kreativ verarbeiten. Indem sie die eigenen Talente und Empfindungen im Zusammenspiel mit anderen und unter professioneller Anleitung ausloten, haben sie die Chance, ihren Platz in der Welt zu finden. Die systematische Beschäftigung mit Theater, theaterpädagogischen Projekten und verwandten künstlerischen Ausdrucksformen können jedem Kind und jedem Jugendlichen bei der Entwicklung von Selbstvertrauen, kommunikativen Fähigkeiten, Integration und der Entwicklung eines differenzierten Blicks auf seine Umwelt helfen“ , erläutert die Kulturdezernentin.

Multifunktionales Theaterhaus im Osten der Stadt
Die Voruntersuchungen des Zoogesellschaftshauses haben gezeigt, dass die notwendige Multifunktionalität und die Anforderungen an ein zeitgemäßes, auf Mitwirkungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche ausgelegtes Theater eine Modifikation der bestehenden Stockwerks- und Raumzuschnitte erforderlich machen. Für eine Massenstudie wurden sowohl die künstlerischen als auch die technischen Rahmenbedingungen berücksichtigt. Deren Ergebnis zeigt, dass sich sowohl ausreichende Flächen für ein Kinder- und Jugendtheater als auch die künftigen Raumbedarfe der Zooverwaltung in dem Gebäude zusammen abbilden lassen. In die Planung floss auch die Auswertung des bisherigen Angebots der freien Szene, die Orientierung an verschiedenen vergleichbaren Theatern in anderen Städten und die zu erwartende demografischen Entwicklung in Frankfurt mit ein.

Entscheidend für das künstlerische Profil des Hauses ist die Möglichkeit, eigene Produktionen zu erarbeiten und zu zeigen. Das gilt auch für Koproduktionen und Gastspiele mit anderen Theatern, etwa mit der lokalen freien Szene und auf nationaler und internationaler Ebene. Es sollen Angebote in den darstellenden Künsten möglich sein, die sich jenseits von gesprochener Sprache bewegen. Musikalisch geprägtes Theater, Tanz und Performance für Kinder und Jugendliche sollen dort gefördert werden. Anforderungen an das Haus und die vorhandenen Bühnen sind also vor allem eine hohe Multifunktionalität. Es sind Spielflächen vorgesehen, die verschiedene Raum- und Bühnensituationen zulassen und Zugangsmöglichkeiten für alle bieten. Es soll Holzböden geben, die Tanz ermöglichen, eine angemessene technische Ausstattung, sinnvolle Andienung der Bühnen für die technische Einrichtung und Wegeführungen etwa zu Maske- und Künstlergarderoben. Unterschiedliche Publikumssituationen werden durch mobile Zuschauerpodesterien ermöglicht. Im Sinne weitreichender Partizipation und Interaktion sind ferner vermittelnde Angebote in der Theaterpädagogik sowie Angebote in Spielclubs wichtig. Hierfür werden Workshopräume, Probemöglichkeiten und Bühnenflächen zur Präsentation benötigt.

Viel Raum für Kreativität
Aus diesen grundsätzlichen Vorgaben wurden Raumbedarfe abgeleitet und auf das Zoogesellschaftshaus übertragen. Dabei fand der Wunsch der Denkmalpflege Berücksichtigung, die Grundstruktur des großen Saals zu erhalten. Dieser wird in zwei einzeln bespielbare Bühnenräume geteilt, ein größerer mit bis zu 350 Zuschauern und ein kleinerer mit bis zu 160 Zuschauern, die aber durch flexible Wände auch zusammen gelegt werden können zu einem großen Saal für bis zu 500 Personen. Ein weiterer im Gebäude befindlicher Bühnenraum wird der Fritz-Rémond-Saal im Obergeschoss mit bis zu 120 Plätzen sein. Für Probenarbeit und partizipatorische Formen steht der Balkonsaal zur Verfügung, es wird zwei Workshopräume im Untergeschoss geben. Werkstatträume, Büros und Räume für den künstlerischen und technischen Betrieb sowie Lagerflächen sind eingeplant. Auf dieser Grundlage wurde ein Flächenbedarf von rund 4000 Quadratmetern reine Nutzfläche abgeleitet, dieser Flächenbedarf kann im Zoogesellschaftshaus abgebildet werden. Zudem können der zukünftige Flächenbedarf des Zoos mit rund 1500 Quadratmetern Nutzfläche, der Zooschule mit 500 Quadratmetern, eine kleinere Gastronomiefläche von 50 und eine Ausstellungsfläche für Zoo und ZGF mit 300 Quadratmetern dort realisiert werden.

Foto: Salome Roessler
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