Schluss mit Stress beim Autofahren für Eltern und Kind

20.04.2021 | 09:47 Uhr

Interview mit Psychologin Honey Langcaster-James


Für Eltern und ihre Kinder ist jede Autofahrt eine neue Herausforderung und kann mit viel Stress verbunden sein. Häufig fühlen sich Kinder im Auto unwohl, quengeln und zehren damit an den Nerven ihrer Eltern. Doch das muss nicht so sein. Um herauszufinden, was Eltern tun können, um das Autofahren für sich und ihre Kleinen angenehmer zu machen, hat Maxi-Cosi mit der britischen Psychologin Honey Langcaster-James gesprochen.

Was können Eltern tun, damit ihre Kinder während einer Autofahrt ruhiger und weniger gestresst sind?

Jüngere Kinder wissen Beständigkeit, Routine und Vertrautheit sehr zu schätzen. Das hilft ihnen, Ängste abzubauen und sich sicher zu fühlen, weil sie die Routine kennen und so vorhersagen können, was passieren wird. Der Schlüssel ist hier die Verwendung vertrauter Dinge im Auto, wie etwa ein Kindersitzsystem, das sich an das Kind anpasst und im Alter von null bis vier Jahren verwendet werden kann. Diese Beständigkeit kann Kindern dabei helfen, ein Gefühl von Stabilität und Routine zu entwickeln und dadurch Stress zu reduzieren, den sie unterwegs empfinden könnten.

Der Stress fängt oft schon vor Fahrtbeginn an. Was können Eltern hiergegen tun?

Stress und Hektik lassen sich schon im Voraus durch gute Planung verringern. Eltern müssen nicht erst in der letzten Minute das Auto packen. Stattdessen können sie beispielsweise eine Autotasche mit Spielzeug und Puzzles bereithalten, die immer an der Tür liegt und sofort einsatzbereit ist. Alles, was die Fahrt ein wenig einfacher macht, kann dazu beitragen, nicht gestresst zu sein – etwa ein drehbarer Kindersitz, in den Eltern ihr zappeliges Kind einfach und schnell hineinsetzen können. Das Wichtigste ist, dass sich Eltern um eine Sache weniger Gedanken machen müssen und dass sich ihr Kind sicher und geborgen fühlt. Denn es spürt, dass sie vorbereitet und entspannt sind.

Welche Tipps würden Sie Eltern für die Fahrt mit auf den Weg geben?

Kleine Kinder sind von Natur aus neugierig und konzentrieren sich auf das, was sie interessiert und fesselt. Eltern sollten also während der Fahrt auf subtile Hinweise in der Mimik oder Körpersprache achten, die darauf hindeuten, woran ihr Kind interessiert ist oder worauf es schaut. Während der Fahrt können Eltern auf die lustigen und interessanten Dinge hinweisen, die sie sehen. Das können beispielsweise die anderen vorbeifahrenden Autos oder Bäume sein, an denen sie vorbeikommen. Es kann gleichzeitig eine gute Gelegenheit für jüngere Kinder sein, neue Wörter zu lernen. Wenn Eltern ihre Kleinen ermutigen, Interesse an der Welt um sich herum zu zeigen, wird dies auch dazu beitragen, dass sie keine Angst vor der Fahrt im Auto haben.

Wie bleiben Eltern ihrem Kind auch während der Fahrt nahe?

Kleine Kinder lieben Blickkontakt und fühlen sich dann körperlich nahe. Allerdings können Eltern selten mit ihren Kindern kuscheln und körperlich nah bleiben, während diese in ihrem Kindersitz sind. Deswegen ist es umso wichtiger, dass Eltern dafür sorgen, dass sich Kinder in ihrem Sitz so wohl wie möglich fühlen. Dabei können neben dem Lieblingsteddy oder einer Decke auch andere Dinge helfen, um Anwesenheit und Fürsorge zu vermitteln.
Eltern sollten weiterhin in einem beruhigenden Ton mit ihrem Kind sprechen oder vielleicht sogar gemeinsam ein paar Kinderlieder singen. Wenn sie ihre Stimme einsetzen, um sich mit ihrem Kind zu beschäftigen, können Eltern sicherstellen, dass es sich mit ihnen verbunden fühlt, auch wenn sie es nicht in den Armen halten können. Mit einem Rücksitzspiegel können sie zudem den Blickkontakt aufrechterhalten und dafür sorgen, dass sich die Kinder wohler fühlen.

Worauf sollten Eltern grundsätzlich noch achten?

Eltern sollten immer auch auf die eigenen Bedürfnisse achten und diese nicht vernachlässigen, denn so sorgen sie auch gleichzeitig für ihr Kind – das gilt besonders für die Autofahrt. Wenn sich Eltern vergewissern, nicht in überstürzter Eile zu sein, wenn sie gegessen haben und möglichst ausgeruht sind, bevor sie mit dem Auto losfahren, merkt ihr Kind nicht, dass sie möglicherweise gestresst oder niedergeschlagen sind.
Auch wenn Eltern im Auto gern ihre Lieblingsmusik spielen oder sich für die Fahrt einen Kaffee holen, spürt ihr Kind, dass sie entspannt sind und die Fahrt genießen. Daraus lernt es, dass Autofahrten Spaß machen kann und kein Grund zur Sorge sind. Jeder Elternteil sollte stets darauf achten, sich um sich selbst zu kümmern, um für andere Sorgen zu können.

Foto: Maxi-Cosi