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Geboren in Corona-Zeiten

13.05.2020 - 13:06 Uhr | Schwangerschaft, Baby, Familie

Die meisten Familien, die jetzt ein Baby erwarten, haben sich auf einen ganz anderen Anfang vorbereitet. Aber Corona-Zeiten machen ihre Pläne zunichte. Bei der Vorstellung, keinen Besuch im Krankenhaus haben zu können, wollen viele Wöchnerinnen früh nach Hause. Die Großeltern, die versprochen hatten, das zweijährige Kind zu beaufsichtigen und das Kochen zu übernehmen, können nicht anreisen. Und viele Anlaufstellen für junge Eltern sind nur eingeschränkt zu erreichen. Dabei ist ein eigenes Gefühl der Geborgenheit für junge Eltern sehr wichtig, damit sie die Beziehung zum Neugeborenen aufbauen können.

„Eine schwierige Situation vor allem für belastete Familien in schwierigen Verhältnissen, die für die gesunde Entwicklung der Kinder auf Unterstützung und Entlastung angewiesen sind“, sagt Gabriele Dyckmans von den Frühen Hilfen am Gesundheitsamt. Ihr Team aus Familienhebammen und Familienkinderkrankenschwestern konnte in den letzten Wochen aufgrund der angespannten Corona-Lage den belasteten Familien nur telefonisch und in Notfällen auch im Rahmen eines Hausbesuchs zur Seite stehen, weil es im Kontaktpersonenmanagement eingesetzt war. Seit Montag ist das Team der Frühen Hilfen nun wieder komplett und kann sich seiner wichtigen Arbeit, Eltern – wo nötig – zu unterstützen, widmen.

Auch die Projekte „Babylotse“ und die „Wochenbett-Notversorgung“ unterstützen Familien, um Neugeborenen einen guten Start ins Leben – auch in dieser schweren Zeit – zu ermöglichen. Die Babylotsen sind Ansprechpartner für Eltern in allen Geburtskliniken in Frankfurt und in den meisten Kliniken wie gewohnt vor Ort. Zudem sind sie Montag bis Freitag, von 9 bis 15 Uhr telefonisch erreichbar, auch an Feiertagen. Über die Wochenbett-Notversorgung gibt es von Montag bis Freitag, von 10 bis 12 Uhr die telefonische Beratung durch die erfahrenen Hebammen Kristina Dinauer und Kim Parent, die das Angebot koordinieren. „Sollte eine telefonische Beratung nicht ausreichend sein, dann versuchen wir nach Möglichkeit den Familien Hausbesuche in den ersten Lebenstagen zu vermitteln“, betonen die Koordinatorinnen.

So sieht die Hilfe aus
- Eine Frau ist schwanger mit Zwillingen, sie wird alleinerziehend sein und ihre Schwester wird nicht wie geplant aus dem Ausland anreisen, um sie in den ersten Wochen zu unterstützen. Ihre Firma hat noch dazu Kurzarbeit angemeldet und sie macht sich große Sorgen. Die Babylotsin kümmert sich um eine Haushaltshilfe, klärt die finanzielle Situation, unterstützt mit Spenden bei der Erstausstattung und, was wahrscheinlich am wichtigsten ist, zeigt der Frau, dass sie nicht alleine ist.

- Eine andere Mutter wirkt nach der Geburt außergewöhnlich unsicher und die Stationsärztin macht sich Sorgen, ob die Mutter das alleine schaffen wird. Die Babylotsin nimmt das Gespräch auf und ermutigt die Frau, mit ihr gemeinsam die Wochenbett-Notversorgung anzurufen. Dort wird ihr eine Hebamme vermittelt, die sie in den ersten Tagen zu Hause begleiten wird. Mit der Mutter ist abgesprochen, dass Hebamme und Babylotsin in Kontakt bleiben, um zu schauen, wie es danach weitergehen kann.

- Ein Vater ruft bei der Wochenbett-Notversorgung an. Das Baby ist bereits sechs Wochen alt, aber alles ist doch viel schwieriger als gedacht. Das Baby nimmt nicht richtig zu, die Mutter fragt sich, ob die Muttermilch ausreicht. Die Hebamme am Telefon ermutigt den Vater, eine Waage zu organisieren, kann ihm dann bestätigen, dass die Gewichtszunahme noch ausreichend ist und vermittelt einen Termin in einer Hebammensprechstunde zwei Tage später.

„Babylotse“ gibt es bereits seit fünf Jahren in Frankfurt, die Wochenbett-Notversorgung hat im September 2019 ihre Arbeit aufgenommen. Auch in Corona-Zeiten sprechen die Babylotsinnen mit circa 200 Familien im Monat. Die Wochenbett-Notversorgung berät und vermittelt monatlich 50 bis 60 Anfragen junger Familien. Circa 90 Prozent der Anfragen nach einem Hausbesuch sind erfolgreich. Dass so viele Familien kurzfristig Wochenbettbetreuung zuhause bekommen, ist der Einsatzbereitschaft der freiberuflichen Hebamme zu verdanken. Nicola Küpelikilinc, Leitung „Babylotse“ im Kinderschutzbund, berichtet: „In den ersten Wochen der Kontaktsperre gab es kurzfristig einen Rückgang an Anfragen – das hat sich wieder verändert. Viele Eltern sagen: ‚Wir sind sehr froh, dass wir Sie sofort erreicht haben!‘“ Sie betont, der beste Zugang sei die direkte Ansprache auf der Geburtsstation.

Beide Angebote sind unter Mitwirkung des Gesundheitsdezernats der Stadt Frankfurt entstanden. „Babylotse“ ist ein Angebot des Kinderschutzbunds, Bezirksverband Frankfurt am Main und wird neben der Stadt auch von der Crespo Foundation, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und der aqtivator gGmbH gefördert. Die Wochenbett-Notversorgung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt und der Dr. Senckenbergische Stiftung in Kooperation mit den Frankfurter Geburtskliniken.

Gesundheitsdezernent Stefan Majer betont: „Jedes Kind hat das Recht auf einen guten Start ins Leben. Gerade in dieser schweren Zeit ist es wichtig, dass Eltern die individuelle Unterstützung bekommen, die sie brauchen.“

Hier können sich Familien rund um die Geburt in Corona-Zeiten Hilfe holen:

Babylotse

Unter www.babylotse-frankfurt.de sind die Ansprechpartnerinnen in den Geburtskliniken zu finden, Telefon 069/97090145, E-Mail babylotse@kinderschutzbund-frankfurt.de

Wochenbett-Notfallversorgung

Unter www.wochenbett-Frankfurt.de und unter Telefon 0160/99207271 und per E-Mail an info@wochenbett-Frankfurt.de ist die Wochenbett-Notversorgung zu erreichen.

Foto: Pixabay

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